>Klara Hobza | Biografie | 21.10. – 04.11.2012 |
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Johannes Albers | Faule Künstler | 26.01. – 16.02.2008 Auszug aus einer E-Mail-Korrespondenz zwischen Wolfgang Ullrich und Johannes Albers A: (...) Natürlich wird uns die Welt wie zu allen Zeiten in Moleküle zerstampfen. - Aber die Funktionsweise von Medien z.B. ist sehr neu. Das fällt mir immer ein, wenn Leute sagen, jaja, das sei aber immer schon so gewesen. Nein, Medien in der Form und mit den Möglichkeiten nicht und insofern ist das auch nicht vergleichbar, sondern Neuland. Ich glaube nicht, dass wir uns da zurücklehnen sollten und denken, dass Gutes sich schon -wie immer- seinen Raum schaffen wird. Momentan ist es eher so, das wir einfach gut nennen, was sich bereits medial durchgesetzt hat, und wir von "Anderem" gar keine Kenntnis mehr nehmen können. Da haben wir viel zu verlieren. U: Sie sehen also in den Medien das entscheidend Andere und Neue unserer Zeit - und geben den Medien offenbar auch die Schuld an einem von Ihnen diagnostizierten Niedergang der Kultur. Natürlich hat man nach Erfindung der Schrift, nach Gutenberg, nach Entwicklung der Fotografie, nach Etablierung des Fernsehens etc. jeweils auch schon ganz genauso geklagt und argumentiert. Insofern hätten wir schon ein paar Jahrtausende kontinuierlichen Verfalls. Wenn man aber bedenkt, was in denselben Jahrtausenden so alles passiert ist, kann ich diesen Verfall nicht so dramatisch sehen oder so ernst nehmen. Und was genau an den Medien - und an welchen - erscheint Ihnen so problematisch? A: Dramatischer Verfall, Niedergang, Schuld, und Klage sind doch Kampfbegriffe aus der Mottenkiste. Mir fällt dazu auch nicht mehr als ein Achselzucken ein. Nein, da haben sie mich falsch verstanden. Wie gesagt, möchte ich nicht zu einer Hochkultur zurück von der aus wir einen Niedergang beklagen könnten. Es ist aber unbestreitbar, dass z.B. die Erfindung des Buchdrucks ganz eklatante Auswirkungen auf unser Denken hatte. Heute haben wir eben Massenmedien, deren Struktur und Funktionsweisen und insbesondere deren Auswirkungen, wir gerade erst anfangen zu verstehen. Ich rede hier nicht vom dramatischen Verfall, Niedergang, Schuld, und klagender Klage. Meine Begriffe kreisen hier eher um Selbstbestimmung und Zäsur und verstehen wollen. Ich möchte verstehen, was es für Auswirkungen hat, wenn immer eine Firma entscheidet, was wir sehen und was wir nicht sehen. Dabei habe ich auch oft Lust daran, mir mal die Hände schmutzig zu machen und Gegen-Behauptungen aufzustellen. "Wir sind keine Firma" zum Beispiel. U: Was aber hat die Erfindung des Buchdrucks damit zu tun, daß heute "immer eine Firma entscheidet, was wir sehen und was wir nicht sehen"? Ich gestehe, das - noch - nicht recht zu verstehen. Wo also sehen Sie das Hauptproblem: In den technischen, den ökonomischen oder den sozialen Bedingungen unserer Gesellschaft? Oder läßt sich nichts vom anderen trennen? U: Sie haben recht: es ist nicht so, daß sich alles Gute immer durchsetzt. So weit würde ich nicht gehen. Ich wehre mich nur gegen Dekadenz-Bilder von Geschichte. Und deshalb - da haben Sie wiederum recht - neige ich dazu, den status quo zugleich für das überzeitlich Normale und damit auch für die Norm zu halten. Aus dem Gefühl heraus, daß ohnehin immer alles ungefähr in denselben Bahnen läuft, fehlt oft der letzte Impuls zu großem Streit. Das ist gewiß zu kritisieren. (…) Ich kämpfe durchaus um Qualitätskriterien - und bin daher auch zum Streit bereit! A: Da sind so viele Variablen im Spiel, so viele Fallen und Kompliziertheiten, dass da letztlich der Glaube aushelfen muss. Ich jedenfalls glaube fest daran, dass der ganze Spaß der Kunst in ihrer Veränderbarkeit liegt. Wir sollten daher den status quo nicht so ernst nehmen. Ihn nicht in Beton gießen und in Geschichtsbüchern versenken. Die Emsigkeit unserer Tage ist mir da äußerst suspekt. Desto emsiger die Kunst wird, desto weniger hat sie die Möglichkeit sich zu verändern. Bezüglich dieser Starre werde ich dann sehr streitbar, weil ich sehe, dass wir schon genug von diesem Zeug haben. Das sind alles Wiederholungen. Die Qualität des „Mutabor“ ist für mich in einer künstlerischen Arbeit unverzichtbar. Und das mehr denn je.
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