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  >Klara Hobza | Biografie | 21.10. – 04.11.2012
     
     

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Karin Felbermayr | oberflächenaktive elemente | 03.12.2005 – 20.01.2006

Karin Felbermayr lässt sich in ihrer Kunstpraxis in einen Entwicklungsstrang verorten, der bis in die Neoavantgarde zurückreicht, mindestens bis Adrian Piper. Diese US-amerikanische Künstlerin hat mit ihren Performances in den 70er-Jahren wesentlich dazu beigetragen, der von Männern dominierten Konzeptkunst eine prospektive Wendung zu geben.

Den Terminus »oberflächenaktiv« hat sich Felbermayr aus der Chemie entlehnt. Und ist hier im Zusammenhang von Molekülen zu verstehen, welche zwei unterschiedlich strukturierte Enden haben - ein hydrophiles, also wasseranziehendes und ein hydrophobes, d.h. wasserabstoßendes –und sich in einer Flüssigkeit so anordnen, dass das lyophobe Ende möglichst nicht mit Molekülen der Flüssigkeit in Kontakt kommt. Aus diesen Doppelschichten können sich spontan Strukturen bilden, die als Liposome bezeichnet werden. Dabei ist es möglich, dass ein Liposom nur von einer oder aber von mehreren, konzentrischen Doppelschichten gebildet wird. Die erste Entwicklungsstufe zu lebenden Zellen in der Ursuppe waren vermutlich Liposomen, die sich spontan aus Lecithin gebildet haben.

Die Ausstellungsbesucher betreten durch einen Eingang mit quadratischen Maßen einen Raum, der auf einer Wand ein schwarzes und ein rotes Quadrat zeigt. Nicht aber wie die bekannten Kunst-Ikonen bestehen diese aus Leinwand und Farbe, sondern aus Reißverschlüssen in den entsprechenden Farben. Anstatt der konzipierten drei Foto-Objekte, ist an die Wand gegenüber ein Provisorium in s/w montiert, das die drei Shoots zeigt, die während einer Performance der Künstlerin entstanden sind. Auch hier fällt wieder, wenn auch mit Durchblicken, die Quadratform ins Auge, die mit einem ebensolchen wandhohen Objekt korrespondiert, das im rechten Winkel von der gegenüberliegenden Seite leicht abgerückt in den Raum ragt. In Material und Farbe mit dem Eingangsbereich identisch, handelt es sich um den Ausschnitt des Eingangs. Alles in allem stellt sich diese Installation auf den ersten Blick als ein Dispositiv der Kunst dar, das formal über die kunsthistorisch bedeutungsschwere Quadratform verlinkt ist. Wäre da nicht das in den Raum ragende Element, das sich auf der Rückseite als Infowand entpuppt, die über eine Pflanze mit dem Namen angelica sinensis Auskunft gibt.

Oft wird von Elementen so gesprochen, als seien sie lediglich analytisch identifizierbar, ihre Einheit sei Einheit nur für Zwecke der Beobachtung, der Planung, des Gestaltens. Indem Elemente nur gezählt werden, wird die Beziehung zwischen diesen auf einen quantitativen Ausdruck reduziert. Qualität gewinnen Elemente aber nur dadurch, dass sie relational in Anspruch genommen, also aufeinander bezogen werden, was auch in der Kunst eine lange Tradition hat. Die Künstlerin Karin Felbermayr geht aber darüber hinaus konzeptuell dem Sachverhalt nach, dass und wie ein systemischer Zusammenhang selbst die Elemente, aus denen er besteht, als Elemente qualifiziert. Elemente sind Elemente nur für die Systeme, die sie als Einheit verwenden, und sie sind es nur durch diese Systeme. Was man zählen kann, kann man auch weiter auflösen, sofern ein operativer Bedarf dafür besteht.

F.E. Rakuschan, Medienepistemologe