Archiv
Vesna Pavlovic & Maria Finn | Thomas Splett | Fumie Sasabuchi | Matthias Lehrberger & Berthold Reiß | Matthias Lehrberger | Karin Felbermayr | Boban Andjelkovic und Motoko Dobashi | Yvonne Leinfelder | Robert Crotla | Berthold Reiß & Ben Kaufmann | Max & Hannes Gumpp | Agnieszka Szostek | Sandra Filic | Shirin Damerji | Johannes Albers 1/2 | Anne Rößner 1/2 | Evil Knievel | Department für öffentliche Erscheinungen | Ole Aselmann | Anna Witt | Stephanie Trabusch 1/2 | Lynn Lu | Jochen Schmith | Karin Felbermayr | Klara Hobza | Carola Vogt und Peter Boerboom | Manuela Grunert
Anne Rössner | »my Bonnie is over the ocean « | 17.10. – 30.10.2011
Der Anlaß für die Ausstellung My Bonnie is over the ocean ist die Arbeit Kompaß, die im Sommer 2010 im Raum 58 entstanden ist. Auf einem aus blauen Papierstreifen geflochtenen Teppich ist Norden oben durch ein weißes, Süden unten durch ein schwarzes, Westen links durch ein graues und Osten rechts durch ein silbernes Quadrat bezeichnet. Der Auftrag derselben blauen Farbe ist auf jedem Papierstreifen anders. Die Skala reicht von fast Weiß bis Dunkelblau. Diese Differenzierung macht das Geflecht als einen quasi natürlichen Raum lesbar. Themen wie Ferne, Unendlichkeit oder Tiefe werden dadurch aufgerufen und zugleich in einer konkreten Form zum Stehen gebracht.
Dieses Verhältnis von thematischer Erweiterung und formaler Begrenzung kennzeichnet die Ausstellung My Bonnie is over the ocean als ganze. Der Arbeit Kompaß gegenüber steht Billboard, eine Tafel aus schwarz lackierter Pappe, die mittels einer Lattenkonstruktion schräg von der Wand distanziert ist. Dieses „Anschlagbrett“ versammelt Texte im erweiterten Sinne. Ausgehend von Herman Melvilles Moby Dick wird das Thema My Bonnie is over the ocean umrissen. Handgeschriebene Texte von Anne Rößner und David Wetzel stehen neben Fotokopien und Abbildungen der Arbeiten von Sabine Finkenauer und Frank Hutter. Hier ist es die Anordnung auf der Fläche, die das Uferlose des Themas beschränkt. Die Dialektik von Offenheit und Begrenzung spricht auch aus der matt schwarzen Färbung der Decke des vorderen Raumes. Der Raum scheint oben gleichzeitig offen und abgeschlossen, die Wände, die weiß bleiben, wirken leicht wie gefaltetes Papier.
Im zweiten Raum steht die Skulptur Bozzetto auf einem schwarzen Sockel. Eine Frauenfigur, die auf einem Muschelhorn reitet, ist dem Titel entsprechend skizzenhaft modelliert. Das Unerschöpfliche der plastischen Phantasie Anne Rößners findet hier seine Verkörperung. Der Schwung, von dem die Figur erfaßt wird, gilt einem konkreten Raum.
Berthold Reiß