logo
     
  >Klara Hobza | Biografie | 21.10. – 04.11.2012
     
     

Archiv

 

Kontakt

 

Impressum

 

Vesna Pavlovic & Maria Finn | Thomas Splett | Fumie Sasabuchi | Matthias Lehrberger & Berthold Reiß | Matthias Lehrberger | Karin Felbermayr | Boban Andjelkovic und Motoko Dobashi | Yvonne Leinfelder | Robert Crotla | Berthold Reiß & Ben Kaufmann | Max & Hannes Gumpp | Agnieszka Szostek | Sandra Filic | Shirin Damerji | Johannes Albers 1/2 | Anne Rößner 1/2 | Evil Knievel | Department für öffentliche Erscheinungen | Ole Aselmann | Anna Witt | Stephanie Trabusch 1/2 | Lynn Lu | Jochen Schmith | Karin Felbermayr | Klara Hobza | Carola Vogt und Peter Boerboom | Manuela Grunert


felbermayr2

Karin Felbermayr | Same Same But Different | 06.11. – 20.11.2010

»(...) Felbermayrs Tuschearbeiten, Objekte und Performances (laufen) – unabhängig von ihrem jeweiligen medialen Status – nicht nur einer vorgeblichen Essenz des Dargestellten, sondern auch der Essenz der Darstellung zuwider: Erst in der Gewahrwerdung der funktional-metaphorischen Kopplung von Ausstellungsraum und Bühne, von Körperdarstellung und technischer Apparatur erweisen sich die präsentierten Bilder und Objekte als Elemente einer signifikativen Überarbeitung jener Beziehungen, die wir als BetrachterInnen zwischen ihnen herstellen. Das Beziehungsgeflecht zwischen Subjekt/Objekt/Körper/Raum lässt sich somit als ein indexalisches, alternative Möglichkeitsformen der Kombination implizierendes System deuten. Folgen wir Felbermayrs Motto ‚Stereotype as a Masquerade’ bezeichnet ‚Maske’ demnach das, was die Produktionsbedingungen von Identität (als Männer und/ oder als Frauen) ausmacht. Ebenso, wie Butler behauptet, dass die Abweichung der Norm für diese konstitutiv ist, ist es der verzerrende und fiktionalisierende Vorschein von Geschlechtscharakteren, der eine vermeintlich ‚dahinter’ verborgene Wahrheit zwar suggeriert, doch diese ihrerseits nur als ein imaginiertes Bild – mithin eines, das wir nicht sehen, sondern nur projizieren können. ‚Mask’, ‚Gender Gamble’ und ‚Stereotype as a Masquerade’ implizieren somit keine Gewissheiten über die empirische Realität von Geschlechteridentitäten, sondern führen uns diese als instabile ‚Wiederholungen’ zitierter Images vor: Von Spiderman über Cyborgs bis hin zu vermummten DemonstrantInnen oder Frantz Fanons ‚Black Skin White Masks“ erweisen sich solche Images durch mehrschichtige, zum Teil konträre Bedeutungsebenen überlagert und gebrochen. Doch das schränkt die ideologische Wirkung der medienkulturellen, politischen und theoretischen Narrationen, die der Topos der Maske evoziert, nicht zwangsläufig ein.
(…)
So paradox es klingen mag, scheint es im Hinblick auf ‚Gender Gamble’ nahe liegend, zugleich Partei für und gegen eine Politik der Geschlechter zu ergreifen, die in die ineinander greifenden Mechanismen von Identifikation und Desidentifikation mit herrschenden Ökonomien notwendigerweise verstrickt ist. Insofern müssen ästhetische Dekonstruktionen von Geschlecht immer auch im Licht des moderat-konservativen Liberalismus des Kunstbetriebs betrachtet werden, der – keine Neuigkeit – in einem merkantilen Verbund mit der Fashion-, Pop-, Porno- und Fitnessindustrie steht. Doch schaut man sich deren Produkte an (Stichwort Madonna), so kann die These, dass Männlichkeit und Weiblichkeit gerade auch deswegen Fiktionen und Diskurseffekte sind, weil sie als solche inszeniert werden, kaum mehr als eine abgehobene, theoretizistische Plattitüde vom Tisch gewischt werden. Was nicht heißt, dass damit das empirische Subjekt vom Tisch wäre. Vielmehr sensibilisiert ‚Gender Gamble’ für den Umstand, dass sich BetrachterInnen immer auch, wenn nicht zuallererst mittels Fiktionen und Diskurse ihres Körpers bewusst werden. Daher, so die Hoffnung ganzer Generationen von feministisch argumentierenden KünstlerInnen, könnten genau diese das Feld einer kollektiv inspirierenden Neubearbeitung geltender Spielregeln darstellen. Insofern stellt der performative Topos des Screens und der Maske fast schon so etwas wie ein Ready Made-Zitat dar, als er in die alte Differenz zwischen den autobiografisch-empirischen und den narrativ-fiktionalen Subjektentwürfen die Lektionen des historischen Minimalismus ebenso einschleust wie die feministisch-psychoanalytische Kino-, Bild- und Performancetheorie: Geschlecht ist demzufolge keine sichtbare Information, die sich von der ästhetischen Erscheinungsweise des Körpers und des Raums abstrahieren lässt: Denn wir nehmen diese als Images, mithin als unhintergehbar maskierte Wahrheiten wahr.«
Auszug aus: Sabeth Buchmann: Frau ohne Eigenschaften / Kunst mit Eigenschaften.
In: Performative Elements, Verbrecher Verlag, Berlin, Dezember 2007.

www.karinfelbermayr.net