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  >Klara Hobza | Biografie | 21.10. – 04.11.2012
     
     

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Eröffnung am 20.10.2012 um 19 Uhr

Ausstellungsdauer 21.10. bis 04.11.2012

Finissage und Abschiedsfeier Raum 58 am 09.11.2012 um 19 Uhr

Öffnungszeiten: Freitags 15 bis 19 Uhr und nach Vereinbarung (Tel. 0172 8655318)
 
Raum 58, Kazmairstraße 58, 80339 München (U Heimeranplatz)  


Biografie
2002 – 2068

Im Jahr 2002 schrieb ich anlässlich meiner Diplomausstellung an der Akademie der Bildenden Künste München meine Biografie. Ich schrieb sie aus der Perspektive des Jahres 2066, 10 Jahre nach meinem prognostizierten Tod. Über alle Begebenheiten bis zum Jahr 2002 berichtet die Biografie wahrheitsgemäß, auch wenn sie zugegebenermaßen einige Anekdoten gezielt hervorhebt. Die Zukunft bestand aus Träumen und Sehnsucht, der Hommage an Idole und bestimmten sachlichen Erwägungen. Der Tod verlief unspektakulär, ganz im Sinne der unserer Familie eigenen Vernunft. Meine Beerdigung war zu meiner Erleichterung recht gut besucht.

Ich wusste, dass wenn sich mein Leben einmal genug geändert haben würde, ich eine neue Biografie nach gleichem Prinzip - von der Vergangenheit wahr berichtend, die Zukunft beschreibend aus dem Blickwinkel meiner aktuellen Hoffnungen - schreiben würde. Ich stellte mir vor, im Laufe meines Lebens 5 oder 6 Biografien fertig zu stellen, die sich, einander gegenübergestellt, sicher spannend lesen lassen.

Damals dachte ich an Änderungen faktischer Natur, zum Beispiel dass einige der von mir vorausgesehenen ruhmreichen Ausstellungen nicht stattfinden könnten. Recht bald aber bewahrheitete sich jede Einzelheit, was mich in erhebliche Unruhe versetzte und daran zweifeln ließ, ob ich so wirklich gelebt haben wollte. Mir dämmerte, dass die Änderungen nicht faktisch sein würden, sondern vielmehr Änderungen meines Blickes auf das Leben.

Etwa 10 Jahre später wusste ich, dass die Zeit gekommen war, denn genug hatte sich geändert, um eine neue Biografie zu schreiben. Die Realität meiner künstlerischen Tätigkeit übertraf meine Vorstellungskraft. Die neuen Geschichten waren unschlagbar und mussten aufgezeichnet werden. Dieses Mal schrieb ich über mein Leben weniger aus der Perspektive des persönlichen Werdegangs, sondern vielmehr aus dem Wesen meiner Arbeiten und deren Erzählungen. Die veränderte Aussicht auf meine Zukunft war dabei weit weniger überraschend als der veränderte Blick auf meine Vergangenheit.

Ich werde auch 10 Jahre länger leben. Höchst erleichtert bin ich darüber, dass meine Beerdigung erneut recht gut besucht war.

Damals im Jahr 2002 erinnerte die Biografie, die am Eingang der jährlichen Diplomausstellung der Akademie gezeigt wurde, an Biografien, mit denen in Ausstellungen große Retrospektiven berühmter verstorbener Künstler eingeleitet werden. Als junge Absolventin habe ich damit nicht nur selbstbewusst behauptet, einmal einer der berühmtesten Künstler der Geschichte gewesen zu sein, sondern nebenbei auch alle Kunstwerke in der Akademieausstellung als meine eigenen beansprucht.

Aus meiner aktuellen Sicht betrachte ich die Biografie als eine Folge konzeptueller Selbstbildnisse.